Fallbeispiel

Franz Müller

  • Informationen:53 Jahre, Elektriker
  • Angehörige:Ehefrau (50 Jahre), Tochter (18 Jahre), Sohn (15 Jahre)
  • Lebenssituation:Beruflich stark eingespannt, ehemaliger Sportler, heute erhöhter Alkohol- und Tabakkonsum, ehrenamtliche Aktivitäten, teils angespannte Familiensituation.
  • Diagnose:Hinterwandinfarkt

Franz Müller arbeitet seit über 30 Jahren als Elektriker in einem mittelständischen Betrieb. Sein Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr. Er leitet die Gruppe der vier Hauselektriker und macht oft Überstunden. Seine Urlaubstage nützt er dazu, sein Haus auszubauen und den Garten zu pflegen. Familie Müller hat seit 15 Jahren ein eigenes Haus. Die Schwiegermutter wohnt in einer Einliegerwohnung. Das Verhältnis von Herrn Müller zu ihr ist angespannt. In seinem Handballverein ist Herr Müller ehrenamtlicher Abteilungsleiter und packt immer an, wenn Hilfe gebraucht wird. Er raucht etwa 15 Zigaretten am Tag und hat leichtes Übergewicht.

An einem Freitagabend kommt Herr Müller um 19.00 Uhr von der Arbeit. Er klagt gegenüber seiner Tochter über Kopfschmerzen und Taubheit im linken Arm, will sich aber nicht hinlegen und verlässt das Haus; ein Abend im Vereinsheim steht an. Gegen 0.30 Uhr geht er ins Bett, findet aber keinen Schlaf. Zwei Stunden später spürt er einen heftigen Schmerz in der linken Brust und weckt seine Frau. Trotz seines Widerspruchs ruft sie den Notarzt. Dieser lässt Herrn Müller ins Krankenhaus bringen, wo er auf die Intensivstation kommt.

  • iEinsatz Pflegefachperson mit entsprechender Qualifikation/Fachweiterbildung oder Fachexperte (Bachelorabschluss) in der Notaufnahme

Aufgabenspektrum einer Primary Nurse mit Triage-Verantwortung.
 

  • iEinsatz Pflegefachperson im Behandlungsraum der Notaufnahme

Aufgabenspektrum umfasst etwa Kurzdiagnostik, teilweise Pflegeanamnese, Sozialanamnese, Abarbeitung der Diagnostik, Weiterleitung. Aufgaben, die eine höhere Qualifikation erfordern, werden in Rücksprache mit der verantwortlichen Pflegefachperson oder in Vertretung übernommen.
 

  • iEinsatz Pflegefachperson mit entsprechender Fachweiterbildung auf der Intensivstation

Primary Nurse mit Prozessverantwortung für die stationäre Behandlung bei komplexen Fällen, umfasst Aufgaben wie bspw. Aufnahme und akute Anamnese.
 

  • iEinsatz Pflegefachperson mit Berufserfahrung

Aufgrund der Komplexität des Falls, zur Unterstützung der prozessverantwortlichen Primary Nurse. Die Aufgaben werden im Rahmen der qualifikatorischen Möglichkeiten und z.T. ausschließlich in Vertretung des Prozessverantwortlichen übernommen.
 

  • iEinsatz Pflegehelfer/-assistenz

Zur Unterstützung der Pflegefachperson, Durchführung von klar definierten Aufgaben in trainierten Feldern, die auf sie/ihn delegiert wurden.

Herr Müller hatte einen schweren Hinterwandinfarkt. Drei Tage ist seine Situation kritisch, dann wird er auf Normalstation verlegt. Er ist gut ansprechbar, interessiert sich für die Organisation im Krankenhaus, erkundigt sich aber nie nach seinem Gesundheitszustand und den Perspektiven. Dafür fragt er bereits nach wenigen Tagen, wann er entlassen wird und wieder arbeiten kann. Der Arzt teilt ihm mit, dass direkt nach dem Krankenhausaufenthalt vier bis sechs Wochen in einer spezialisierten Rehaklinik geplant sind. Herr Müller ist unzufrieden, denn die Klinik liegt über drei Autostunden entfernt. Somit können ihn Familie, Freunde und Kollegen kaum besuchen. Herr Müller wird ermahnt, seinen Alkohol- und Zigarettenkonsum deutlich einzuschränken. Er denkt viel an seine Arbeit und sorgt sich, dass man ohne ihn im Betrieb nicht zurechtkommt. In der Rehaklinik ist Herr Müller zurückhaltend, aber grundsätzlich bereit, die Angebote anzunehmen und mitzumachen; vor allem weil seine Frau ihm gut zugeredet und sie und die Kinder ihn in die Klinik gefahren haben.

  • iEinsatz Pflegefachperson mit Berufserfahrung

Als Bezugspflegefachkraft ab Assessment, Beziehungsaufbau; intraprofessionelle Delegation von Aufgaben bei Bedarf.
 

  • iEinsatz Pflegeexperte APN mit Berufserfahrung

Konsiliarisch hinzugezogen durch Bezugspflege/Pflegefachperson zur Beratung zu gesundheitsfördernden Maßnahmen und Herstellung von Adherence. Zieht bei Bedarf weitere Fach-/Pflegeexperten APN hinzu.
 

  • iEinsatz Fachexperte (Bachelorabschluss) mit Berufserfahrung

Wird bei Bedarf von der Bezugspflege/Pflegefachperson hinzugezogen zur Schulung von Klient und Angehörigen. Zieht bei Bedarf weitere Pflegeexperten APN hinzu.

Sein Zimmergenosse ist sympathisch. Beide rauchen auf dem Balkon mehrmals am Tag eine Zigarette. Herr Müller ist beschäftigt mit verschiedenen Therapie-, Gymnastik- und Trainingsterminen. Dazu kommen die Arztgespräche. Außerdem wurde er verpflichtend in Gruppen zur Stressbewältigung und Raucherentwöhnung eingeteilt. Die Diskussionsgruppe unter Leitung eines Psychologen lehnt er ab und geht nicht hin. In der Klinik stört ihn, dass ihm kaum Zeit für sich selbst bleibt. Gleichzeitig fehlen ihm seine Familie, Kollegen und Sportfreunde. Nachts liegt er oft lange wach. Seine körperlichen Trainings zeigen geringe Erfolge und er wird ungeduldig. Der Reha-Aufenthalt wird um zwei Wochen verlängert. Der Arzt mahnt ihn dringend, es langsam angehen zu lassen und regt an, dass Herr Müller über eine Reduzierung seiner Arbeitszeit nachdenkt.

Zum Ende der Rehazeit zeigt sich der Arzt insgesamt zufrieden mit den Fortschritten, auch wenn Herr Müller nur wenig abgenommen hat und über seine schwache körperliche Belastbarkeit klagt. Der Arzt rät ihm, sich eine Koronarsport-Gruppe zu suchen. Er schreibt ihn für drei Wochen krank, so dass er sich zuhause weiter erholen kann. Seine Bezugspflegefachkraft führt ein Entlassungsgespräch mit ihm und seiner Frau. Dabei geht es nicht nur um seinen aktuellen Gesundheitszustand, sondern auch um Maßnahmen, die noch umgesetzt werden müssen – auch, damit Herr Müller in einiger Zeit wieder zur Arbeit zurückkehren kann. Im Vorfeld des Gesprächs hatte seine Bezugspflegefachkraft bereits in Rücksprache mit Herrn Müller den Kontakt zu seiner Arbeitsstelle gesucht und geklärt, wie seine berufliche Rückkehr gestaltet werden kann.

  • iEinsatz Pflegefachperson mit Berufserfahrung

Führt als Bezugspflegefachkraft das Entlassungsgespräch.